Berek Patrícia: Ein Vergessenes Ungarisches Genie Dénes Mihály, Erfinder des Telehor

„Hey, ich bin jetzt ein Fischer, der Bilder aus dem Äther fischt!” Dieser Satz wurde 1912 auf der Terrasse einer Villa in Pécel von einem damals 18-jährigen Jungen geäußert. Er sagte es zu seiner Schwester Edit, die als erste Person auf der Welt erfuhr, dass sein jüngerer Bruder Dénes Mihály gerade den Vorläufer des Fernsehens, den Fernsehapparat, erfunden hatte. Dieses Gerät sollte schließlich als Telehor in die Geschichte der Technik eingehen. Das war nicht seine einzige Innovation. Auch viele andere Erfindungen tragen seinen Namen. Dem Europäischen Patentamt liegen 119 seiner Erfindungen vor, dem ungarischen Amt für geistiges Eigentum 22. Dénes Mihály ist einer der produktivsten ungarischen Erfinder in der Geschichte der Wissenschaft.

Das ungarische Postmuseum bewahrt das Vermächtnis von Frau Graf Dr. Boldizsár Nyáry – sie war die in der Einleitung erwähnte Schwester, Edit Mihály. Sie sammelte akribisch Zeitungsartikel über ihren Bruder. Die Artikel sind natürlich auch in digitalen Pressearchiven verfügbar, aber die Kisten im Postmuseum enthalten neben den Zeitungsausschnitten zwei echte Schätze. Eines davon ist ein maschinengeschriebenes Büchlein, das an einigen Stellen mit schwarzer Tinte korrigiert wurde: eine persönliche Erinnerung von Edit Mihály an ihren Bruder Dénes. Dieses kleine Buch lag lange Zeit herum, bis Zsigmond Nyáry, der Sohn von Edit, das Vermächtnis seiner Mutter an das Postmuseum weitergab. In den vergilbten Kartons ist auch eine weitere Kuriosität aufbewahrt: ein deutschsprachiges Gerichtsurteil, das auf acht maschinengeschriebenen Seiten erklärt, warum der ungarische Erfinder, der gerade in Berlin und in der ganzen Welt gefeiert wurde, ein Feind von Hitlerdeutschland war. Bei der Abfassung dieses Aufsatzes habe ich mich in hohem Maße auf diese beiden Quellen gestützt – natürlich im vollen Bewusstsein, dass Edit Mihálys Erinnerung von Natur aus parteiisch und, was die Geschichte der Technik betrifft, nicht ganz korrekt ist.

Dénes Mihály wurde am 7. Juli 1894 in Gödöllő geboren. Er war der fünfte Kind von Dr. József Mihály von Homoródlövéte und Mária Ambrus von Csíkszentkirály. Sein Onkel mütterlicherseits, Zoltán Ambrus, war Schriftsteller, literarischer Übersetzer und ehemaliger Direktor des Nationaltheaters. Obwohl der Vater, Dr. József Mihály, Arzt war, war das literarische Übersetzen fast sein zweiter Beruf. Die Familie lebte in Budapest, aber Dénes Mihály wurde in Gödöllő geboren, weil sich seine schwangere Mutter, als die Wehen einsetzten, in Gödöllő im Urlaub befand. Deshalb wurde der Junge einige Tage später dort getauft. Der ständige Wohnsitz der Familie Mihály war jedoch in Budapest, in der Mária Straße 29. Die Mihály-Vörösmarty-Realschule besuchte er in der benachbarten Horánszky Straße.

Den Erinnerungen von Edit Mihály zufolge zeigte Dénes schon als kleines Kind sein besonderes Sehvermögen und sein Interesse für Strukturen. Über den nur wenige Jahre alten Jungen schreibt Edit Mihály:[1]

In einem Sommer, als wir auf dem Quarnero Urlaub machten, zeichnete er in Fiume Querschnitte von Schiffen und Torpedos. Der Kapitän und die Matrosen waren ganz erstaunt, wie ein kleiner Junge so etwas zeichnen konnte, den wir auf den Arm nehmen mussten, wenn wir ihm etwas auf dem Schiff zeigten. Er war so ein kleines, erwachsenes Kind. Auch später zermarterte er sich ständig über irgendetwas den Kopf. Für Oma baute er einen Tisch, der sich auf Knopfdruck in zwei Hälften teilen ließ, und ein Roboterarm trug die Zeitung und das Frühstück zum Bett, damit Oma nicht aufstehen musste.

Dénes Mihály interessierte sich auch später für die Strukturen. Laut seiner Schwester war er noch Siebtklässler in der Realschule, als er eine Vorrichtung für Feuer- und Einbruchalarm für Tresore patentieren ließ. In Wirklichkeit war er damals schon 18 Jahre alt und es war sein erstes eingetragenes Patent.[2] Dem vorausgegangen war jedoch sein erstes veröffentlichtes Buch. Laut Familienerinnerungen zerlegte er als Jugendlicher ein Auto, um dessen Innenraum zu studieren, dann schrieb er im Alter von nur fünfzehneinhalb Jahren ein technisches Buch darüber. Die erste Ausgabe wurde 1911 vom Athenaeum veröffentlicht, und erlebte später mehrere weitere Auflagen. Bis in die 1930er Jahre war es das Lehrbuch, mit dem sich die Fahrer und Ausbilder auf ihre Prüfungen vorbereiteten. Dieses Buch enthielt nicht nur eine Beschreibung der Konstruktion von Autos, sondern auch die damals geltenden Vorschriften. Hier gebe ich erneut das Wort an Edit Mihály:

Als er mit dem Manuskript in der Hand zu Róbert Lampel, dem Verleger in der Andrássy Straße, ging, wurde er mit schallendem Gelächter empfangen. Aber dann, nachdem Lampel das Buch gelesen hatte, sah er Dénes an, und sagte zu ihm: »Nun, mein junger Freund, schreibe weiter solche Bücher, ich werde sie immer veröffentlichen. Ich werde alle guten Bücher veröffentlichen«. 2100 Kronen bekam er dafür. Die Presse und die Öffentlichkeit nahmen das Buch sehr positiv auf, denn es war damals das erste Buch dieser Art in Ungarn, und die Fahrer und Prüfer hatten jahrelang aus dem Buch des 16-jährigen Jungen gelernt.

Edit Mihálys Erinnerung kann in mehreren Punkten korrigiert werden, denn Róbert Lampel kann kaum der fröhlich lachende Verleger selbst gewesen sein. Er starb gut zwanzig Jahre vor der Geburt von Dénes Mihály, aber sein Nachfolger behielt Lampels Namen im Namen des Verlags für den Verlag und setzte ihn auf die veröffentlichten Bücher. Daher auch der Fehler in Edit Mihálys Memoiren. Später veröffentlichte Dénes Mihály ein ebenso wichtiges Nachschlagewerk über Motorräder, gefolgt von einer erweiterten Auflage.[3]

Der junge Gymnasiast begleitete seinen Vater 1911 – oder 1912 – nach London. Auf dem Weg dorthin machten sie jedoch einen Zwischenstopp in München, wo sie einen Vortrag des Vaters des Bildtelegrafie, Professor Arthur Korn, besuchten. In Deutschland hatte Dénes auch die Gelegenheit, die Experimente von Ernst Ruhmer zu studieren, die ihm wichtige Hilfsmittel für die spätere Entwicklung des Tonfilms liefern sollten. Der Zeitpunkt der Reise ist noch ungewiss. Attila Tihanyi[4] datiert den Besuch auf das Jahr 1911, während Edit Mihály und Dénes Mihály selbst sich an die Reise als Belohnungsreise zum Schulabschluss im Jahr 1912 erinnern. Der Grund für diese leichte Diskrepanz – 1911 oder 1912 – liegt darin, dass Dénes Mihály sein Abitur am Ende des Schuljahres 1911/1912 abgelegt hat, und das Portal der öffentlichen Sammlung Hungaricana das Schuljahrbuch mit dem Jahr 1911 angibt.[5] Auf jeden Fall, war die Reise nach Deutschland ein entscheidender Wendepunkt im Leben des jungen Mannes. Insbesondere der Vortrag des damals weltberühmten preußischen Professors Arthur Korn über das Wesen seiner Erfindung, des Bildtelegraphen. Es war ein technologischer Durchbruch von enormer Bedeutung, dass sein Gerät in der Lage war, das entwickelte Standbild zwischen Paris und Lyon zu übertragen. Doch der junge Dénes Mihály war nicht zufrieden. Attila Tihanyi zitiert in seiner Studie die fast kindliche Frage des jungen Mannes an den damals schon älteren Korn:

Nach dem Vortrag fragte Dénes Mihály in der Fragestunde: »Warum überträgt das Gerät nur Standbilder, die man erst nach der Entwicklung betrachten kann?« Er fügte seiner Frage hinzu: »Meiner Meinung nach kann man bewegten Figuren und Aktionen sofort elektrisch übertragen. «” Korn sagte zu ihm: »Junger Mann, das ist unmöglich. Ansonsten kaufen Sie mein Buch, 28 Mark, daraus werden Sie verstehen.« Dénes wusste sehr wohl, was Bildtelegrafie ist und wie man sie anwendet, aber er kaufte das Buch trotzdem, obwohl er die 28 Mark zu viel dafür fand. Dann kam er nach Hause. Am 7. Juli wurde er 18 Jahre alt und zwei Monate später hatte er den Fernsehapparat erfunden.

Diese Reise erwies sich in der Tat als bedeutsam für die wissenschaftliche Karriere von Dénes Mihály. Von hier aus vertiefte er sein Interesse an dem Problem der sofortigen Übertragung von Bildern ohne Verzögerung oder, wie man es damals nannte, Sehen in der Ferne. In Wirklichkeit hatte er an dem in der Einleitung erwähnten Nachmittag in Pécel nur das Prinzip des Fernsehens entdeckt. Erst dann begannen die Jahre des Experimentierens. Doch seine wissenschaftliche Arbeit, die Anerkennung seiner Ergebnisse und seine Experimente wurden von den stürmischen Erreignissen der Geschichte alles andere als begünstigt. Während des Ersten Weltkriegs half der junge Mann zunächst der ungarischen Armee aus dem Hintergrund. Hier übergebe ich das Wort wieder an Edit Mihály.[6]

Im Jahr 1914 brach der seit langem drohende Weltkrieg aus. Dénes wandte sich an das Ministerium und bot an, dass er und seine Freunde Autos, die von der Kriegsfront zurückkehrten, kostenlos reparieren würden, damit sie in kürzester Zeit wieder an die Front gebracht werden konnten. Sie berichteten dies István Tisza (dem damaligen Premierminister – B.P.), der von der Aufopferung des ungarischen Jungen sehr beeindruckt war und anordnete, dass diese Autoreparaturwerkstatt gebaut werden sollte. Die Idee war gut, und anfangs lief alles sehr gut, das Werk wurde immer größer und hatte sogar einen Kommandanten, Hauptmann Romanics Brankó. Je mehr sich der Krieg ausbreitete, desto schneller expandierte die Werkstatt. Nach und nach gab es so viele Maschinenbauingenieure, dass es weit mehr als reparaturbedürftige Autos gab. Es wurde Platz benötigt. Sie brauchten sogar den Platz von Dénes Mihály, dem Gründer des Ganzen. (…) Jemand schrieb einen Drohbrief an den Hauptmann, und es wurde angenommen, dass der anonyme Brief von dem jungen Dénes geschrieben wurde. Romanics Branko steckte Dénes in ein stränges Militärgefängnis, und wir zu Hause warteten vergeblich darauf, dass er nach Hause kam, ein paar Tage lang wussten wir nichts von ihm. Schließlich schickte er uns – mit Hilfe eines Gefängniswärters – einen geheimen Brief, in dem er uns mitteilte, dass er unschuldig inhaftiert worden sei, dass er keine Decke habe, dass ihm kalt sei und er krank sei und dass er ständig verhört werde. (…) Unser Vater ging mit seinem Verwandten, dem stellvertretenden Polizeichef Eperjessy, zu Romanics Brankos Vorgesetzten, seinem Oberstleutnant, und innerhalb einer Stunde war Dénes zu Hause. (…) Wir waren verzweifelt, als wir Dénes wiedersahen, krank und blass. Er war gezwungen gewesen, sich für einige Wochen in ein Sanatorium zu begeben, um sich von seinem unangenehmen Abenteuer zu erholen.

Projektophon und andere jugendlichen Erfindungen

Dénes Mihály studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Budapest und setzte seine Experimente während des Studiums fort, aber er interessierte sich auch für andere Themen, die mit dem Idee des Fernsehens zusammenhängen. Er arbeitete an mehreren Erfindungen gleichzeitig. Im Alter von 23 Jahren meldete er 1917 ein Patent für eine Vorrichtung zur gleichmäßigen Schmierung von Zylindern und Kolben an, das ein Jahr später veröffentlicht wurde.[7] In dieser Zeit machte er mehrere weitere Erfindungen: 1918 meldete er seine Erfindung des magneto-elektrischen Verriegelungskontakts an, für die am 15. November 1920 ein Patent erteilt wurde[8], am gleichen Tag wie für seine Erfindung des Selbststarters für Gasmotoren[9]. Doch all dies schuf er nur nebenbei, da sich seine Aufmerksamkeit – neben dem Feinschliff seines Hauptwerks, den Experimenten am Telehor – schon damals auf das Problem des Tonfilms richtete.

Er war erst 22 Jahre alt, als er am 7. Juni 1916 den ersten acht Meter langen Tonfilm vorstellte, der Ton und Bild auf einem 35-Millimeter-Band festhielt.[10] Die Experimente von Ernst Ruhmer wurden noch während seines Belohnungsurlaubs in Deutschland untersucht. Der deutsche Forscher hatte die Prinzipien der Licht-Ton-Aufzeichnung entwickelt, bei der Schallwellen in elektrische Impulse umgewandelt werden, die dann in Lichtsignale umgewandelt werden. Diese wird dann auf ein lichtempfindliches Material, in diesem Fall den Filmstreifen selbst, aufgezeichnet. Dieses Verfahren wurde später von dem Französen Eugéne Lauste weiterentwickelt, dessen Genialität darin bestand, das aufgenommene Licht gleichzeitig mit der Wiedergabe des Bildes in Schallwellen umzuwandeln. Dies war jedoch nur möglich, wenn das Publikum den Ton über Kopfhörer hören konnte. Dénes Mihály studierte all dies mit Interesse, als er Deutschland besuchte, aber es dauerte Jahre des Experimentierens, bevor er das Verfahren durch die Entwicklung des Tonfilms perfektionierte. Hier wurde der Ton gleichzeitig mit dem Bild auf demselben Filmstreifen geliefert, und die Wiedergabe war gleichzeitig möglich – nur diesmal nicht nur über Kopfhörer, sondern auch hörbar für das gesamte Kinopublikum. Das ist etwas, was noch nie zuvor jemand gemacht hat. Dénes Mihály kündigte seine Erfindung, das Projectophon, im Jahr 1919 an.[11] István Nemeskürty datiert die Ankündigung auf den 30. April 1918.[12] Er zitiert aus der Patentschrift: “Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Vorrichtung, die es ermöglicht, bei kinematographischen Aufnahmen gleichzeitig erzeugte Töne aufzuzeichnen und wiederzugeben, und zwar mit Hilfe der optischen Effekte der Töne und durch Aufzeichnung dieser Lichteffekte auf demselben Film, auf dem auch das Bild aufgezeichnet wird.” Leider ist das Anmeldedatum für das Projectophon wenig aussagekräftig, dafür aber die Veröffentlichung umso mehr: Aufgrund der Kriegsumstände wurde dieses Patent erst vier Jahre später, im Jahr 1922, veröffentlicht. Im selben Jahr entwickelten drei deutsche Ingenieure – Hans Vogt, Joseph Massolle und Benedict Engel – das Triergon-Verfahren, das fast dem gleichen Verfahren entsprach, jedoch mit einem breiteren Filmband für Bild und Ton, als Dénes Mihály verwendet hatte, und zwar mit einem 42-Millimeter- statt 35-Millimeter-Band. Ihre Methode war daher weniger wirtschaftlich. Die drei Ingenieure arbeiteten diese Methode zwischen 1919 und 1922 schrittweise aus und begannen im selben Jahr, in dem Mihály seine Methode vollendet hatte. Dies änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass die Öffentlichkeit von den Entwicklungen der Deutschen früher erfuhr als von Mihálys Methode. Das ist der Grund, warum die Welt heute sie, und nicht Dénes Mihály als die Väter des Tonfilms betrachtet. Sein deutschsprachiges Buch über den Tonfilm, Der sprechende Film, wurde 1928 veröffentlicht. Obwohl er, wie die Arbeit der drei deutschen Ingenieure zeigt, nicht der einzige war, der auf diesem Gebiet nach Lösungen suchte, wurde die Pionierarbeit des Projectophon von Friedrich von Zglinicki in seinem 1956 erschienenen Buch Der Weg des Films gewürdigt: „Wir müssen das Mihály-Verfahren als ersten Sprechfilm im heutigen Sinne anerkennen”.

All diesem folgten weitere Erfindungen. Ich werde in diesem Beitrag nicht auf die technische Beschreibung aller seiner Erfindungen eingehen. Viele seiner Erfindungen gingen dem Telehor voraus, oder wurde zur gleichen Zeit wie dieser angekündigt, und viele von ihnen waren für ihn weit weniger wichtig als Telehor. Ich versuche dennoch, seine Erfindungen in chronologischer Reihenfolge aufzulisten. Dies ist nur deshalb interessant, weil es einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten von Dénes Mihály gibt. Schauen wir uns an, woran er – parallel zu seinen Experimenten mit Telehor – arbeitete: Sein Patent für eine Vorrichtung zur Anzeige des Verbotszeichen von Eisenbahnsignalen für Züge, die vor dem Signal vorbeifahren, wurde ebenfalls 1918 angemeldet, und – ähnlich dem, was mit Projectophon geschah – mit erheblicher Verzögerung 1922 veröffentlicht.[13] Ein Jahr später wurde 1919 seine Erfindung zur Modifizierung und Synchronisierung von Geräten, die mit Tonrädern betrieben werden, unter dem Titel “Apparat zur Kontrolle der Schwingungszahl von Stimmgabeln und zur Modifizierung oder Synchronisierung von Geräten, die durch sie angetrieben werden” veröffentlicht. Seine nächste Erfindung, der Leistungsmesser für Mühlen[14], ist inzwischen völlig in Vergessenheit geraten.

Das Telehor

Nach einiger Zeit machte es sich Dénes Mihály zur Gewohnheit, seine Erfindungen jedes Jahr an seinem Geburtstag bekannt zu geben. Seinen 25. Geburtstag feierte er mit einer großen Neuheit: Am 7. Juli 1919 stellte er sein Gerät für Fernsehen, nämlich das Telehor vor. Die gepixelten Bilder wurden mit einer Geschwindigkeit von einer Zehntelsekunde an die Empfänger übertragen. Damit schuf er genau die sofortige Bildübermittlung, die Arthur Korn, der Vater des Bildtelegrafen, zuvor als unmöglich bezeichnet hatte. Diese erste Maschine, das antike Telehor, verwendete noch eine Selenzelle und einen Saitenoszillographen. Für die Bildauflösung wurde die Nipkow-Scheibe, diese spiralförmig mit Löcher versehene Scheibe verwendet. Im Grunde entwickelte der deutsche Ingenieur Paul Nipkow das Prinzip der elektronischen Bildauflösung, also die Idee, dass ein Bild in Linien, und innerhalb der Linien, in Punkte zerlegt werden muss, um als elektrisches Signal übertragen werden zu können. Das Licht der Pixel wird in ein elektrisches Signal umgewandelt und – zunächst per Kabel und später über den Äther – vom Sender zum Empfänger übertragen, wo eine Lampe mit unterschiedlicher Helligkeit, je nach Stärke des Signals, die elektronischen Signale wieder in Pixel, dann in Zeilen und schließlich in ein kohärentes Bild umwandelt. Dénes Mihály war nicht der einzige, der die Nipkow-Scheibe verwendete, eine technische Lösung, die die Grundlage für die Experimente anderer Forscher bildete. Im Fall von Mihály reicht diese Experimentierphase bis in die Kriegszeit zurück. In diesem Fall hat sich die Schwester jedoch aktiv für ihren Bruder eingesetzt. Laut ihren Memoiren schrieb Edit Mihály einen Brief an Gyula Spett, Schriftsteller und literarischer Übersetzer, Domherr von Nagyvárad, den sie in ihren Memoiren “unseren Onkel” nennt. Der Piaristenmönch Gyula Spett war ein Verwandter mütterlicherseits.[15]

Wir können uns bei ihm am sichersten fühlen, denn die Wissenschaftler, die die Arbeiten begutachten, müssen zu 100 Prozent zuverlässig sein. Ich schrieb den Brief und erhielt bald eine Antwort. »Wenn ich deinen Brief richtig verstanden habe,« – schrieb mein Onkel, – »hat Dénes ein Fernrohr gebaut« /damals wusste man noch nicht, was elektrische Fernrohre sind, was in der Kriegsführung wichtig ist/. »Schicke es mir einfach zu, oder noch besser, lass mir von Dénes die Beschreibung der Erfindung und die Zeichnungen bringen. Der große Physiker Károly Irén ist gerade hier in Várad, der sich verpflichtet hat, es zu beurteilen. Und dann, wenn es möglich ist, wird Belopotoczky, der Lagerbischof, dieses dem Oberkommando vorlegen. « So ist es geschehen. Dann beglückwünschte Károly Irén den jungen Erfinder, und die drei alten und gelehrten Erzpriester beschlossen, das Projekt im Namen der Kultur und des menschlichen Fortschritts zu unterstützen, auch wenn es Opfer forderte. Generalfeldmarschall Schleyer und Kriegsminister Dr. Generaloberst Stöger-Steiner glaubten an das Vertrauen der alten Wissenschaftler, und halfen einem jungen Husarenfreiwilligen, seine ehrgeizigen Pläne gegen ein ganzes wissenschaftliches Weltbild durchzusetzen. (…) Und am 25. August 1917 meldete er die Patente an, und patentierte das elektrische Fernsehen in der ganzen Welt. Im Ganzen und in Teilen. Das elektrische Fernsehen wurde durch sechsundsiebzig Patente geschützt. (…) In der Zwischenzeit trat er 1917 in das 1. Husarenregiment ein, doch in seiner knappen Freizeit setzte er seine Experimente fort. Nach dem Weltkrieg, boten ihm seine Gönner in Wien, insbesondere Generalfeldmarschall Schleyer, eine Stelle als Chefingenieur in der ungarischen Telefonfabrik an.

Diese etwas unordentlichen und naturgemäß subjektiven Erinnerungen sollten durch die folgenden Fakten ergänzt werden. Wie es in den Memoiren heißt, war er als Soldat in Nagyvárad, wo er auf Empfehlung von Gyula Spett den Prämonstratenser Mönch, Irén Károly (voller Name: Károly Iréneusz József) kennenlernte, einen Lehrer für Physik und Mathematik am Prämonstratenserkolleg von Nagyvárad, der ein Pionier der Funktechnik war[16] – er hatte sogar schon vor Marconi erfolgreich mit seinem drahtlosen Telegrafen in Nagyvárad experimentiert. (Er übermittelte die Signale seines Sonartelegrafen an einen Empfänger auf einer Bergkuppe oberhalb des Lungensanatoriums, etwa zehn Kilometer vom Prämonstratenserkloster in der Stadt Váradszentmárton entfernt – und das im Frühsommer 1895, ein Jahr bevor Marconi seine ähnlich erfolgreichen Experimente bekannt gab.) So fand Dénes Mihály in ihm einen echten intellektuellen Partner. Auf Anraten von Iréneusz Károly, hatte Mihály das Kriegsministerium in Wien um Unterstützung für seine Experimente gebeten. Dort gelang es ihm, Kontakt mit Leopold Schleyer aufzunehmen, der vorschlug, dass das Militärtechnische Komitee des Kriegsministeriums die Entwicklung der Erfindung unterstützen sollte. Der junge Forscher wurde der Telefonfabrik zugewiesen, wo er einen Posten als Chefingenieur und ein unabhängiges Labor erhielt. Deshalb konnte er am 7. Juli 1919 triumphal demonstrieren, wie das Telehor Bilder sofort übermitteln konnte – damals nur Standbilder, aber mit einer Geschwindigkeit von einer Zehntelsekunde im Vergleich zu Arthur Korns Telegraf. Allein die Tatsache, dass es möglich war, Bilder von kleinen Objekten sofort, und ohne Verzögerung vom Sender zum Empfänger zu übertragen, war schon ein Durchbruch an sich. Es gelang ihm, das Bild eines Schraubenziehers zu übertragen, wie er in einem zehn Jahre später veröffentlichten Interview erzählt. [17]

Mihály suchte weiterhin nach Möglichkeiten, auch bewegte Bilder zu übertragen. Das war keine leichte Aufgabe. Die Experimente waren teuer, und Ungarn erlebte die schwierigste Zeit seiner Geschichte. Nach der Weltkrieg, noch vor Trianon, brach die kommunistische Diktatur (die Räterepublik) aus. Es war kein Wunder, dass nicht genügend Mittel zur Verfügung standen für Mihálys Experimentieren. Ganz zu schweigen davon, dass die ersten Ergebnisse des jungen Forschers mit großer Skepsis aufgenommen wurden. Dénes Mihály selbst schreibt darüber in seinem Buch Das Fernsehen und ihr Apparat:[18]

Als erstes ernsthaftes Ergebnis meiner Experimente im Laboratorium der Budapester Telefonfabrik r.t., mit Hilfe und aktiver Unterstützung des Direktors Kornél Neuhold, gelang es mir am 7. Juli 1919 zum ersten Mal, das schwache Bild einfacher Linien, Buchstaben, geometrischer Formen durch optische Hindernisse hindurch elektrisch zu sehen. Die damaligen Bedingungen in Ungarn machten es sehr schwierig, meine Experimente fortzusetzen. Die Revolution, der Kommunismus, aber nicht zuletzt der Unglaube und das Misstrauen gegenüber meiner Erfindung in bestimmten, allzu konservativen Kreisen, machten meine weitere Arbeit unmöglich. Unter diesen zwingenden Umständen nahm ich das erste günstige Angebot aus Deutschland an…

Fotografien der ersten Telehor-Geräte aus dieser Zeit, wurden ebenfalls in der Sammlung des Postmuseums gefunden.

1. Bild: der Telehor-Sender

2. Bild: der Telehor-Empfänger

Ein ungarischer Erfinder in Deutschland

Der junge Wissenschaftler, der bis zu dieser Zeit bereits international anerkannt war, hat immer mehr Angebote aus dem Ausland erhalten. Nachdem die Telefongesellschaft ihm klar gemacht hatte, dass sie seine Experimente – deren Ergebnisse als zweifelhaft angesehen wurden – nicht finanzieren würde, wandte sich Mihály an Deutschland. Er nahm eine Stelle als Oberingenieur bei Schiele und Bruchsaler an und kontaktierte dann die W. A. Hirgfeld Telephon und Telegraphenbau AG wegen einiger seiner Erfindungen. Zu dieser Zeit war er noch häufig in der Heimat. 1922 schrieb er in Pest sein Buch über das Fernsehen, aber erst ein Jahr später, 1923, veröffentlichte er es auf Deutsch in Berlin. Das elektrische Fernsehen und das Telehor[19] hat für Aufsehen gesorgt. (Später veröffentlichte er 1926 eine erweiterte Ausgabe.) Nicht zuletzt deshalb erhielt Dénes Mihály 1924 von der Allgemeinen Elektrizitäts Gesellschaft (AEG) eine Stelle als Chefingenieur und ein gut ausgestattetes Labor. In einem Interview, das 1929 in der ungarischen Zeitung in Prag (Prágai Magyar Hírlap – B.P.) veröffentlicht wurde, berichtet er stolz, dass er in seinem Vertrag festgeschrieben hatte, dass er ins Büro kommen würde, wann immer er wollte. Dies war wichtig für ihn, denn früher, in Ungarn, in der Telefonfabrik – so sagt er – hätten die Manager ihn dafür kritisiert, dass er manchmal zu spät kam, weil er gerne in Ruhe und ungestört experimentierte, meistens nachts, und frühes Aufstehen daher nicht seine Stärke war. Noch wichtiger ist, dass die Bedingungen für die Forschung nun gesichert waren, aber es fehlte immer noch an der finanziellen Unterstützung. Dies wurde durch den Deutschen Paul Kressmann überbrückt. Laut Mihály tauchte Kressman 1928 unerwartet in seinem Büro auf und fragte, ob er Geld brauche. Er stellte ihm einen Scheck über 160.000 Mark aus, als Gegenleistung für ein Viertel der Nettoeinnahmen der von ihm gegründeten Aktiengesellschaft. Mit diesem Kapital gründete Mihály die Telehor AG, und von da an war der unternehmerische Rückhalt für die Erfindung gesichert.

Als Ergebnis der Experimente in Deutschland erwies sich das Jahr 1928 in jeder Hinsicht als bahnbrechend. Im August desselben Jahres wurde auf der Berliner Funkausstellung der Öffentlichkeit eine echte Weltsensation präsentierte: das Telehor – den Fernseher. (Was den Namen betrifft, so ist er weniger wichtig als die Erfindung, aber es ist interessant, dass Mihály selbst den Namen “Telehor” oder “Fernseher” für den am besten geeigneten Namen für seine Erfindung hielt. Und das auch nur, weil das Wort Teleskop, das er für das treffendste hielt, längst für die Optik des Fernrohrs reserviert war. In der ersten Fußnote seines ungarischen Buches erklärt er, dass „Telehor” ein griechisches Wort ist, das “in die Ferne schauen” bedeutet, während das deutsche “Fernseher” oder “Fernschau” die gleiche Bedeutung hat, aber „Television” ist ein falsches Wort, weil die erste Hälfte griechisch und die zweite Hälfte lateinisch ist. Meistens benutzte er in seinen Interviews jedoch einfach das Wort “Fernsehen”.)

Die Funkausstellung in Berlin am 28. August 1928 machte Dénes Mihály weltberühmt. Dies bedeutete für den Forscher nicht nur Anerkennung, sondern auch die Möglichkeit, seine Experimente fortzusetzen. Der Erfolg des Projekts veranlasste die Deutsche Reichspost, weitere Verbesserungen zu unterstützen, und am 8. März 1929 gelang es dem Radiosender Berlin-Witzleben, das erste Bild einer Person zu übertragen, die in einem Raum ohne künstliche Lichtquelle sitzt. Dies war in der Tat der Vorläufer des Fernsehers, im Gegensatz zum alten Telehor, das eigentlich nur ein Bildtelegraf war, wenn auch wesentlich schneller als der Bildtelegraf von Artur Korn. Eine Kopie des “Telehor”, die in Berlin ausgestellt war, ist heute im Deutschen Museum aufbewahrt.

Edit Mihály berichtet über die Bildübertragung mittels Radiowellen:

In der Nacht des 8. März 1929 erlebten Radiohörer in Europa ein seltsames Phänomen, als sie Berlin hörten. Bis dahin unbekannte Geräusche waren zu hören. (…) Dieses wirre Brummen ist eigentlich ein bewegtes Foto in Form eines Geräusches, und zu diesem Zeitpunkt sendet das Studio Berlin-Witzleben die Fernsicht von Dénes Mihály.

Über dieses Nachtexperiment berichtete einer der Pioniere des Rundfunks, der Elektroingenieur Dr. Eugen Nesper – der bereits das Vorwort zu Das elektrische Fernsehen und das Telehor (1923) geschrieben hatte, nachdem er das Buch korrekturgelesen hatte – begeistert. Die Website des Deutschen Fernsehmuseums in Wiesbaden zitiert[20] Nespers 1929 erschienenen und 1954 in Heft 4/5 der Zeitschriftenreihe Fernsehen veröffentlichten Bericht über diesen besonderen Moment in der Geschichte der Fernsehtechnik, den er mit dem Elektroingenieur-Physiker Friedrich Wilhelm Banneitz (ab 1928 Leiter der Abteilung für drahtlose Schnelltelegrafie und Bildübertragung bei der Deutschen Reichspost) teilte.

Ich wurde am Abend des 8. März 1929, kurz nach 23 Uhr, durch einen Anruf von Fritz Banneitz überrascht: ich möchte mich fertig machen, denn er würde mich in etwa zehn Minuten im Auto von meiner Wohnung abholen, da »es ist soweit!« Und tatsächlich hielt bald darauf vor meiner Haustür ein ziemlich klappriges Taxi, in dessen Inneren ich Danneitz (Tippfehler im Original – B.P.) im Schlafrock und mit Filzpantinen an den Füssen, sowie zwei Telehor-Fernsehempfänger mit reichlichem Zubehör entdeckte. Mihály hatte ihn eine halbe Stunde vorher noch aus dem Bett geholt und ihm, zur Belebung seiner Herztätigkeit, reichlich Slivowitz eingeflöst, zugleich mit der Bitte, sich sofort an möglichst verschiedene Stellen in Groß-Berlin den Fernsehempfang anzusehen. Auf meine Frage, wer denn sende, erhielt ich die lakonische Antwort: »Na, Witzleben!« – Darauf ich: »Aber die haben doch noch Programmsendung!« – Banneitz: »Wenn schon, dann werden eben diese Nacht Fernsehbilder gesendet!« (…) Inzwischen ratterte das Taxi in die Gegend von Frohnau. Hier, wie an den anderen von uns später noch aufgesuchten Stellen wurde einer der Telehor-Empfänger rasch klar gemacht und angeschlossen, und dann sahen wir. Der Wahrheit die Ehre: Ja, wir sahen nicht allzuviel, denn abgesehen davon, dass der Frequenzabstand des Mittelwellensender nur 10kHz und somit die Modulations-Bandbreite höchstens 5kHz betragen durfte, und nur bestenfalls 900 Bildpunkte zur Verfügung standen, erschienen die Bilder in rötlichem Flimmerlicht. Ich flüsterte: »Bilder« aber es waren nur auf Glasstreifen gezeichnete Buchstaben und Zeichnungen, allerdings darunter auch Porträts, sowie Gegenstände mit guten Konturen, wie eine sich öffnende und schliessende Zange, die in den Strahlengang gehalten wurden und dergleichen. (…) Die erste drahtlose Fernsehübertragung war in der Nacht vom 8. auf dem 9. März 1929 gestartet worden!

Dies war zweifellos ein großer Durchbruch, auch wenn spätere Entwicklungen Mihálys Methode übertrafen, aber das Prinzip erwies sich für andere Forscher als wichtig. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass diese Jahrzehnte als eine Zeit der Telekommunikationsrevolution in Europa und Amerika angesehen werden können. Zu dieser Zeit experimentierten viele Pioniere des Fernsehens gleichzeitig. Einer von ihnen war der Schotte John Logie Baird, dem es am 6. Juli 1928 ebenfalls gelang, Farbbilder zwischen London und New York zu übertragen. Aus diesem Grund wird er von vielen als der Erfinder des Fernsehens angesehen. Tatsächlich hatte er aber das Buch von Dénes Mihály gelesen, das ihn inspirierte und ihm bei seinen Experimenten half. Er hatte auch eine gute berufliche Beziehung zu Mihály. Unabhängig davon führte er seine eigenen Experimente durch. Zur gleichen Zeit wie Mihály, führte auch Augustus Karolus seine Experimente durch, und 1924 – nach der Veröffentlichung von Mihálys Buch – übertragte er das erste bewegte Bilder mit der Nipkow-Scheibe. Mihály arbeitete sogar mit Karolus zusammen. Man kann also sagen, dass die größten technischen Köpfe der Zeit – die manchmal voneinander lernten, manchmal unabhängig voneinander arbeiteten – räumlich getrennt, aber fast gleichzeitig versuchten, dieselbe Herausforderung zu bewältigen. Edit Mihály, die liebende Schwester, empfand die beruflichen Erfolge der anderen jedoch so, dass sie ihrem Bruder Dénes den Ruhm vorenthielt, den er, und nur er verdiente. Mehrmals in ihren Memoiren bekräftigt die Autorin ihre Überzeugung, dass das Fernsehen nur Dank der Genialität ihres Bruders existiert. Sie bezeichnet alle anderen Erfinder in ihrem Buch als “Nachahmer”. Diese Verbitterung spiegelt sich jedoch nicht im Gesicht von Dénes Mihály auf dem Foto wider, das sich ebenfalls im Postmuseum befindet. Das Foto aus dem Jahr 1929 wurde von Dénes Mihály als Postkarte nach Hause geschickt. Ganz links ist John Logie Baird zu sehen. Der zweite von links auf dem Bild ist Dénes Mihály.

3. Bild: Baird, Schöffer, Mihály, Leithauser, 1929

Erfindungen zur Eisenbahnsicherheit

Was seine Tätigkeit in Deutschland betrifft, lohnt es sich, auf den Tonfilm zurückzukommen, denn in den Memoiren von Edit Mihály lässt sich ein sachlicher Fehler entdecken: Die Veröffentlichung des Buches von Dénes Mihály Der sprechende Film in Deutschland datiert sie auf das Jahr 1927, und nach ihrer Erinnerung wurde Dénes Mihály danach zur AEG eingeladen, wo er seine Karriere als Oberingenieur in der Eisenbahnabteilung begann. Dieser chronologische Fehler ist jedoch nicht so bedeutsam wie Mihálys andere Erfindungen bei der AEG, die für die Eisenbahnsicherheit wichtig waren. Hier gebe ich das Wort wieder an Edit Mihály zurück:[21]

Er schenkte der deutschen Eisenbahn bald drei für den Verkehr bedeutende Erfindungen. Die erste war die Einrichtung zur Zugbeeinflussung auf induktivem Wege. Die Bahnstrecken sind in Blöcke unterteilt, und innerhalb der Blockgrenzen zeigt ein Semaphor an, ob die Straße frei oder gesperrt ist. Vor den Augenbalken sind sogenannte Warnleuchten angebracht. Die ungarische Erfindung besteht aus einer auf der Lokomotive montierten elektrischen Vorrichtung, die ohne mechanische Hilfe mit der an der Warnbake installierten Vorrichtung verbunden ist. Bemerkt der Lokführer eine Störung, oder kann er die Maschine aus Krankheits- oder anderen Gründen nicht bedienen und der Zug passiert den Stellwerkswärter ohne richtig abzubremsen, wird das empfindliche Gerät aktiviert und signalisiert dem nächsten Bahnhof, dessen Fahrdienstleiter dann die notwendigen Vorkehrungen treffen kann. Das Gerät macht jedoch auch dies weitgehend überflüssig, da in einem solchen Fall eine mit dem Gerät verbundene automatische Notbremse einsetzt und die Geschwindigkeit des Fahrzeugs erheblich verlangsamt.

Die zweite Erfindung ist ebenfalls von großer Bedeutung. Bei allen europäischen Eisenbahnen, auch bei den ungarischen, wurde die Abfahrt der Züge zum nächsten Bahnhof durch elektrische Kontakte signalisiert. Die Geräte zeigten jedoch nur an, dass der Zug im Block angekommen war oder ihn verlassen hatte. Aber das war nicht perfekt. Wenn zum Beispiel die hinteren Waggon eines fahrenden Güterzuges sich entkoppelten, hinter dem Zug zurückblieben und auf dem Gleis stehen blieben, wurde dies von den Geräten nicht gemeldet. Der nachfolgende Zug fuhr dann auf die Waggons auf. Mihálys Erfindung verhindert diese Art von Unfällen. Die Lösung liegt in einer so genannten Achszählung. Das Gerät wird neben den isolierten Schienen platziert und zählt dann auf einer lichtempfindlichen Platte genau, wie viele Achsen oder Waggons sie überfahren haben. Und sie überträgt diese Zahl auf fotoelektrischem Wege an die nächste Station. Hier weiß man natürlich schon im Voraus, wie viele Waggons der Zug umfassen soll. Das Gerät meldet dies, und der Bahnhof kann dann rechtzeitig eine Benachrichtigung senden, dass auf diesem Gleis keine Züge gestartet werden sollen.

Die dritte Erfindung befasst sich mit der Verbesserung von automatischen Rangierbahnhöfen. Die deutsche Bahn regelte den Verkehr in verkehrsreichen Gebieten mit Hilfe von automatischen Drehscheiben. Ein Druck auf die Kurven der Drehscheiben genügte, um den Wagenzug auf das gewünschte Gleis zu lenken. Dies wurde durch den so genannten Quecksilber-Kontakt erreicht, der jedoch nicht perfekt war, da bei nassem Wetter im Herbst und Winter der Sand auf der Fahrbahn an den Rädern kleben blieb. Der Sand ist ein Isoliermaterial, und das automatische Kontrollsystem hat nicht funktioniert. Der ungarische Ingenieur hat dies nun mit einem Magnetkontakt in einer Box perfektioniert.

Aber das Jahr 1927 war für Dénes Mihály trotz seines Erfindungsreichtums und seines Ruhms eines der traurigsten Jahre. Es war das Jahr, in dem sein geliebter Vater, Dr. József Mihály, am 15. Mai 1927 starb, und erst bei seiner Beerdigung am 18. Mai 1927 konnte er nach Hause kommen, um auf dem Friedhof an der Kerepesi-Straße Abschied zu nehmen.

Dénes Mihály und Ungarn

Obwohl er die Möglichkeit hatte, das Telehor in Deutschland zu perfektionieren, und hier Weltruhm erlangte, bestand Mihály darauf, das Telehor zuerst in Ungarn einzuführen. Die erste geplante ungarische Demonstration endete jedoch mit Desinteresse. Edit Mihály schreibt dazu:[22]

Am 16. Juni 1928 wurden in Budapest Einladungen verteilt, wonach Dénes Mihály vor der Sektion für Maschinenbau, Industrie und Elektrotechnik des Ungarischen Ingenieur- und Architektenvereins einen Vortrag über elektrisches Fernsehen hielt. Die Sektion hielt am 16. Juni um Mitternacht eine Sitzung ab, auf der Dénes Mihály einen Vortrag hielt. Leider gab es kein Interesse.

Nachdem ihm die Funkausstellung einen Welterfolg beschert hatte und 1929 das Buch Der Apparat der Fernsicht in ungarischer Sprache erschienen war, wurde Dénes Mihály, als er 1930 Ungarn besuchte, auf ganz andere Weise empfangen: Zum ersten Mal konnte er in Ungarn im Hotel Gellért eine sehr erfolgreiche Vorstellung geben. Nachdem die zuvor geplante Präsentation die Regierung nicht interessiert hatte, wurde diese neue Aufführung von umso mehr Würdenträgern besucht. So waren bei dieser Präsentation der Reichsverweser Miklós Horthy und seine Frau sowie die halbe politische und akademische Welt anwesend. Seine Ankunft in Budapest war ein regelrechter Festakt, der allerdings von dem Ärger überschattet wurde, dass der 720 Kilogramm schwere Telehor-Apparat, den er im Zug mitgebracht hatte, in Komárom aufgehalten wurde – glücklicherweise nur vorübergehend. Laut Edit Mihály – und natürlich den Zeitungen – begrüßten am Morgen des 4. April 1930 Polizeibeamte, Pfadfinder, eine Delegation von Schülern des Gymnasiums in der Horánszky-Straße und allerlei Prominenz den heimkehrenden Erfinder am Ostbahnhof. Vor dem Bahnhof wartete eine große Menschenmenge darauf, Mihálys Wagenkolonne zum Hotel Gellért zu eskortieren. Zu diesem Zeitpunkt wartete der Zug, der in Révkomárom aufgehalten worden war, noch immer auf seine Ankunft in Budapest. Am nächsten Nachmittag waren Erzherzog Joseph und seine Gattin bei der Aufführung anwesend, und zur abendlichen Vorstellung betraten der Reichsverweser Miklós Horthy und seine Gattin feierlich den Hauptsaal des Hotels Gellért. Die Presse kündigte die Präsentation bereits im Vorfeld an und lobte den Erfinder, der auch zum Ehrenbürger von Gödöllő ernannt wurde. Doch die liebende Schwester hatte bei der Präsentation eine ungute Vorahnungen. Sie schreibt darüber:[23]

Am nächsten Morgen erinnerte sich die gesamte ungarische Presse einhellig an die Präsentation und lobte Dénes in den höchsten Tönen. (…) Nur eine einzige Zeitung, die »Morgen Zeitung« (Reggeli Újság – B.P), griff Dénes Mihály heftig an. Meine Vermutung an diesem Abend war also nicht unbegründet. Hinter diesem Artikel standen Feinde und Neider. Die gleiche Zeitung griff ihn am 11. April 1930 und am 15. Dezember 1930 an.

Es war kein Zufall, dass Edit Mihály ein ungutes Gefühl bei dieser glanzvollen Veranstaltung hatte, die schon einige Monate zurückliegt. Diese Präsentation am 4. April 1930 ging nicht auf die Initiative von Dénes Mihály zurück. Im Januar desselben Jahres wandte sich die Witwe eines Obersts, Frau Krokovich, an Dénes Mihály. Zuvor war sie gebeten worden, sich im ganzen Land dafür einzusetzen, dass der Nationale Kindertag überall gefeiert werden konnte. Der Kindertag fand jedes Jahr am ersten Sonntag nach dem Jahrestag des Vertrags von Trianon statt und Frau Krokovich wollte dieses Ziel mit allen Mitteln fördern. So wandte sie sich an Dénes Mihály, der zu Besuch in Budapest war, mit der Bitte, das Telehor anlässlich des Kindertages für einen wohltätigen Zweck vorzuführen. Der Erfinder stimmte freudig zu, deshalb organisierte er die Heimreise mit der 720 Kilogramm schweren Maschine und seinen Assistenten, alles auf eigene Kosten. Dazu musste er zunächst die Rechte von der Telehor AG kaufen, einer Firma, die er in Deutschland gegründet hatte. Auch Frau Krokovich war nicht untätig: Sie warb auf Plakaten für die Wohltätigkeitsveranstaltung, Mihálys Präsentation im April und druckte die Einladungen und Eintrittskarten auf eigene Kosten. Die Hauptstadt verlangte von Frau Krokovich sogar 200 Pence für das Aufhängen der Plakate. Die eigentliche Aufregung begann jedoch erst nach dem feierlichen Auftritt des weltberühmten ungarischen Erfinders.

In der Ausgabe vom 10. April 1930[24] in der Zeitung Ungarn (Magyarország – B.P.) wurde eine schockierende Geschichte berichtet, die, wenn auch nicht ganz, so doch größtenteils wörtlich zu zitieren ist:

… das Gastgeberkomitee wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das Betrachten des Telegrafen als Veranstaltung gilt und, dass die Veranstaltungssteuer jeden Morgen im Voraus an die Hauptstadt zu entrichten ist. (…) Als Frau Krokowitsch sah, dass diese Kosten die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern von fünfzig Pfenning (in Ungarn: fillér – B.P.) und einem Pence (in Ungarn: pengő – B.P.) bei weitem übersteigen würden, so dass nichts für wohltätige Zwecke übrig bliebe, ging sie mit Frau Mihalyn zum Rathaus. Sie erklärten, dass alle Ministerien, die geladenen Gäste, die Presse und die Jugendlichen die Veranstaltungen kostenlos besuchen, und baten die Stadt, die Veranstaltungssteuer im Hinblick auf die Wohltätigkeit zu erlassen. Der Mann im Rathaus antwortete, dass dies nicht in Frage käme, dass sie 250 Pence pro Tag im Voraus zahlen müssten. (…) Im Rathaus wurde ihnen auf ihren Wunsch hin ein Mann zur Verfügung gestellt, der für 15 Pence pro Tag die Buchhaltung und die Steuern erledigte. Am nächsten Tag tauchte der Beamte tatsächlich auf, setzte sich mit Frau Krokovich an einen Tisch und ging die Liste der Ausgaben durch. Das gefiel ihm nicht und er erklärte, dass er das Trinkgeld für den Brunch, die Taxikosten usw. nicht annehmen würde. Er sagte: »Es gibt nur einen einzigen anständigen Punkt darin: die 250 Pence Veranstaltungssteuer, die an die Hauptstadt gezahlt wurden«, und der »Experte« nahm schließlich am Abend die ganze Einnahmen unter der Rubrik Veranstaltungssteuer entgegen. Dennoch wurden die Karten gestern Morgen im Rathaus nicht abgestempelt, weil sie die Veranstaltungssteuer nicht im Voraus bezahlen konnten. Gestern gab es also keine Eintrittskarte, jeder konnte das Telehor kostenlos sehen.

Die Präsentation wurde von der gesamten ungarischen Presse gelobt – mit Ausnahme von Reggeli Újság, die geradezu einen beleidigenden Artikel über Dénes Mihály, über seine angebliche Motivation und den Wert seiner Erfindungen schrieb. Ich konnte in keiner elektronischen Pressedatenbank Exemplare von Reggeli Újság finden, aber die physischen Exemplare befinden sich im Besitz der Széchenyi-Nationalbibliothek. In der Ausgabe vom 7. April 1930 veröffentlichte die Zeitung einen Artikel auf der Titelseite mit der Überschrift Mihály Dénes, Krausz Simon, “Genius Rt”, “Telehor” und andere Erfindungen[25] , dessen Untertitel sich darauf bezieht, dass Mihály nach Ungarn gekommen war, um vor allem Geschäfte mit deutschen Interessen zu machen, und dass ein ungenannter Experte der ungarischen Post sagte, dass der Telehor noch immer nur in der Experimentierphase sei und nicht verwendet werden könne.

Dénes Mihály antwortete auf die Anschuldigungen im ersten beleidigenden Artikel im Reggeli Újság vom Montag, dem 7. April 1930, in der am nächsten Tag erschienenen Ausgabe der Zeitung Ungarn.[26] Auf die Behauptungen in dem beleidigenden Artikel in der Reggeli Újság, dass er das Telehor zu geschäftlichen Zwecken präsentierte, argumentierte Mihály dass allgemein bekannt war, dass er das Gerät auf eigene Kosten nach Budapest gebracht hatte, um für wohltätige Zwecke zu werben. Eine weitere Behauptung des Reggeli Újság ist, dass Telehor nur Standbilder ausstrahlt und diese unscharf sind – obwohl, so antwortet Mihály, jeder bei der Präsentation sehen konnte, dass die Bilder scharf waren. Auf die Behauptung des Reggeli Újság, die Maschinen von Baird und Alexanderson seien viel perfekter, antwortet er in einem Interview in Ungarn:

…die oben genannten Herren haben selbst schriftlich zugegeben, dass mein 1922 veröffentlichtes Buch[27] grundlegend war und, dass es die Basis war, auf der sie ihre Experimente begannen. Dass ihr System perfekter wäre? Es kann nicht annähernd so gut sein, wie das Telehor. Alexanderson, dessen Apparat laut dem Artikel von heute morgen bereits 1927 Farbbilde von Amerika nach Europa übertrug, besuchte die diesjährige Funkausstellung und erklärte den deutschen Postverantwortlichen, dass er mit seinen Experimenten noch nicht die Perfektion von Telehor erreicht habe.

Doch viel später, frei von den Rivalitäten und Vergleichen der Zeit, und nicht zuletzt bewaffnet mit den technischen und historischen Informationen, die der Nachwelt zur Verfügung stehen, bezeichnet Heinz Zemanek im Lexikon der Neuen Deutschen Biografie[28] die mechanische Lösung von Dénes Mihály als Sackgasse, über die die elektronische Lösung schließlich triumphiert hat. Zemanek weist jedoch darauf hin, dass Mihálys beharrliches Experimentieren und seine Lösungen sicherlich bahnbrechend waren.

Steigen und Fallen in Deutschland

Nach seiner Rückkehr nach Berlin entwickelte und patentierte er bald den “Phono-Rad”, mit dem er Bild und Ton synchronisieren konnte und der zur Verbreitung des Tonfilms beitrug. Er entwickelte auch das Telehor weiter, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Physiker Ernest Traub. Der Mihály-Traub-Drehspiegel-Empfänger gab nun ein stärker verpixeltes Bild wieder, das auf eine fast gigantische Größe von 2,5 x 3 Metern projiziert werden konnte, während das ursprüngliche Telehor-Bild 4 x 4 Zentimeter groß war und nur mit einer Lupe betrachtet werden konnte. In der Zwischenzeit arbeitete er auch an anderen technischen Lösungen und entwickelte das, was Edit Mihály das Filmgrammophon nannte.

Diese Erfindung ist beim Europäischen Patentamt als Schallplattenfilm eingetragen.[29] Das am 13. November 1933 angemeldete und am 3. Mai 1934 veröffentlichte Patent besteht in der Aufzeichnung von Ton auf endlosen Filmbändern, d.h. auf einer durchgehenden Aufnahmespur, wobei die beiden Enden miteinander verbunden sind. Mihálys Aktionsradius war nicht auf Berlin beschränkt. Ebenfalls in den 1930er Jahren gründete er in London ein Verkaufsbüro für Projektoren und entwickelte das Telehor weiter.

Nach einem seiner Heimatbesuche kehrte er mit einer ungarischen Frau nach Deutschland zurück: 1925 heirateten sie Gizella Halmay von Erdőtelek. Er lebte von da an mit ihr in Berlin-Wilmersdorf. Das Paar hatte keine Kinder. Dénes Mihály forschte seit 1924 hauptsächlich in seiner Berliner Fünf-Zimmer-Wohnung – zwei davon nutzte er als Labor – und in seiner Werkstatt im Haus gegenüber. Das letzte Mal besuchte er Ungarn 1940 anlässlich der Beerdigung seiner Mutter.

Drei Jahre später erreichte die Nachricht von seiner Verhaftung die Familienmitglieder in Ungarn, die verzweifelt Kontakt zu siebenbürgischen Verwandten in Homoródlövéte und Csíkszentkirály aufnahmen, um die szeklerische Herkunft von Dénes Mihály zu beweisen. Dies war notwendig, weil Hitlerdeutschland ihn 1943 vor Gericht gestellt hatte und er, um sein Leben zu retten, zumindest beweisen musste, dass er selbst nicht jüdischer Herkunft war. Dennoch wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er versuchte, verfolgte Juden zu retten. Das geht aus dem 8-seitigen Prozessprotokoll[30] hervor, in dem das Sondergericht im November 1943 alles über Dénes Mihály beschreibt, wofür er heute vielleicht auch den Gerechter unter den Völkern Ehrentitel erhalten würde, was aber damals als Anklage formuliert wurde.

Laut Anklage – und der Verurteilung, die diese bestätigte – hatte Dénes Mihály sein Unternehmen und seine Forschung weitgehend auf jüdisches Kapital gestützt und jüdische Mitarbeiter beschäftigt, obwohl ihm dies durch die Rassengesetze untersagt war. Er fälschte auch weiterhin in industriellem Maßstab Dokumente, indem er gefälschte Personalausweise, Reisepässe und Lebensmittelkarten für seine jüdischen Kollegen und deren Familien herstellte, um sie vor der Deportation zu schützen. Zu diesem Zweck besorgte er sich sogar mit Hilfe eines Polizisten – der im Gerichtsurteil als Kurzhals bezeichnet wird und während der polizeilichen Ermittlungen auf mysteriöse Weise verstarb – einen falschen Rundstempel, und stellte dann selbst Stempel her. Er stellte Angestelltenbescheinigungen und Urlaubspapiere für Personen aus, die er vor dem Konzentrationslager schützen wollte, teils im Namen seines eigenen Labors, teils im Namen der nicht existierenden “Forschung Anstalt für Fernmeldetechnik”, wobei er einen gefälschten Stempel verwendete. Einige der Dokumente unterzeichnete er mit seinem eigenen Namen, andere mit fiktiven Namen. Das Gericht stützte sich bei seinem Urteil auf die Aussagen der Zeugen Jacob, Altenberg, Glasberg, Spektor und Kloschizky, die nicht vollständig identifiziert wurden, sowie auf eine Vielzahl von Beweisen. Bei einer Hausdurchsuchung am 13. Februar 1943[31] fanden die Ermittler in Mihálys Arbeitszimmer eine Reihe von vorgefertigten Ausweispapieren, halbfertige gefälschte Ausweispapiere und die zu ihrer Herstellung benötigte Ausrüstung – eine Druckerpresse, eine Setzmaschine, einen Schriftsatz, Stempel, Papiere, Fotos, die mit Namen und Geburtsdaten versehen waren. Zeugen sagten aus, dass einige der Papiere bezahlt werden mussten – aus dem Prozessprotokoll geht aber auch hervor, dass Kurzhals zumindest einmal 1.000 Reichsmark verlangte. Da Dénes Mihály auch in anderen Fällen für die Dokumente bezahlt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass die Kosten nicht nur in diesem einen Fall bezahlt wurden. Doch selbst das Gericht stellt fest, dass es nicht nachgewiesen werden kann, dass Mihály versucht hat, sich selbst finanzielle Vorteile zu verschaffen, und in der Anklageschrift wird deutlich hervorgehoben, dass alle befragten jüdischen Zeugen, unabhängig voneinander, Dénes Mihály als ihren Retter betrachten. In Anbetracht dessen ist es fast ein Wunder, dass er “nur” zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde, denn der ungarische Erfinder hätte in einem Konzentrationslager enden können. Der Grund dafür, dass dies nicht der Fall war, war, dass er – dank der Geburtsurkunden, die er von Szeklers Verwandten erhalten hatte – beweisen konnte, dass seine eigene Herkunft bei seinem Bemühungen zur Rettung der verfolgten jüdischer Menschen keine Rolle spielte.

Nach Angaben von Edit Mihály wurde er zur Verbüßung seiner Haftstrafe in das Zwangsarbeitslager Finsterwalde gebracht. Finsterwalde war eine der Sammelstellen für Häftlinge ausländischer Herkunft, d. h. nicht in Deutschland geborene Häftlinge, die zu einer Haftstrafe verurteilt wurden. Mihály arbeitete bis zum Ende des Krieges bei der Finsterwalder Maschinen GmbH (FIMAG). Obwohl das Ende des Krieges auch das Ende der Gefangenschaft bedeutete, war Mihály für den Rest seines Lebens krank. Dies geht aus dem Bericht von Edit Mihály hervor, die von Gizella Halmay, der Ehefrau von Mihály, von der schlechten Gesundheit seines Bruders erfuhr. Seine bereits bestehende Lungenerkrankung, wegen der er während des Ersten Weltkriegs in einem Sanatorium behandelt worden war, trat in Finsterwalde erneut auf und verschlimmerte sich. Trotzdem arbeitete er bis zu seinem Tod – unter anderem an einer Lesemaschine für Blinde und einem Alphabet für Taubstumme. Sein sich verschlechternder Zustand zwang ihn jedoch 1953 zu einem Krankenhausaufenthalt: Am 25. August wurde er operiert, über die Operation erfährt Edit Mihály jedoch nichts mehr. Doch das Krankenhaus konnte ihm nicht mehr helfen: Vier Tage nach der Operation, und fast auf den Tag genau 25 Jahre nach der weltberühmten Funkausstellung in Berlin, starb er am 29. August 1953 in West-Berlin an einem Lungenleiden. Er ist auf dem Friedhof Berlin-Wilmersdorf unter einem verwitterten Steinkreuz und Efeu begraben.

Bibliografie

Bödők, Zsigmond: Magyar feltalálók a távközlés történetében, Dunaszerdahely, Nap Kiadó, 2005.

Dr. Nyári Boldizsárné Mihály Edith: Mihály Dénes emlékezete, Írógéppel írt füzet, Postamúzeum, leltári szám: D21-2019.1.142.1.

Mihály Dénes: A távolbalátás és készüléke, Budapest, Technikai Újdonságok Kiadása, 1929. Elektronikus elérhetőség: http://www.telehor.c3.hu/mihaly/telehor/index.html

Mihály Dénes: Az automobil, teherautó, motorkerékpár. Szerkezete, kezelése, vezetése, gyakorlati tanácsok, hatósági rendeletek, soffőrvizsgálat stb, 4. bővített kiadás, 1926.

Mihaly, Dionys von: Das elektrische Fernsehen und das Telehor, Berlin, Verlag von M. Krayn, 1923.

Nemeskürty István: A hangosfilm magyar feltalálója, Budapest, Magvető Kiadó, 1986.

Tihanyi Attila: Mihály Dénes munkássága. Elektronikus elérhetőség: http://users.itk.ppke.hu/~tihanyia/bevezet/Mihaly%20Denes.pdf

Zemanek, Heinz: Mihaly, Denes v., in Otto zu Stolberg-Wernigerode: Neue deutsche Biographie, Bd.: 17, Berlin, Melander – Moller, 1994, 489–490. https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016335/images/index.html?id=00016335&groesser=&fip=ewqxseayayztseayaewqfsdrwxdsyd&no=5&seite=505

Quellen

Hauptstädtische Archiv Budapest – Budapest Főváros Levéltára, VII.12.b-1922-32852

Ungarische Nationalbibliothek – Országos Széchenyi Könyvtár

Postmuseum – Postamúzeum

Elektronische Quellen

Nationales Amt für geistiges Eigentum – Szellemi Tulajdon Nemzeti Hivatala

https://www.sztnh.gov.hu/hu/magyar-feltalalok-es-talalmanyaik/mihaly-denes

Europäisches Patentamt

https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/010325749/publication/GB409609A?q=denes%20mihaly

dr. Horváth Cirill (szerk.): A budapeti VIII. kerületi községi főreáliskola negyvenedik évi értesítője. 1911-1912., Budapest, Budapet Székesfőváros Házinyomdája, 1912,

https://library.hungaricana.hu/hu/view/Budapest_B702_8kerForeal_B742_1911/?query=%22Mih%C3%A1ly%2BD%C3%A9nes%22&pg=77&layout=s

Prágai Magyar Hírlap, 1929. 09.24., 8. évf. 2142. sz. Prágai Magyar Hírlap, VIII. évf., 217. szám, 1929. szeptember 24.

https://library.hungaricana.hu/hu/view/PragaiMagyarHirlap_1929_09/?query=%22Mih%C3%A1ly%2BD%C3%A9nes%22&pg=265&layout=s

Magyarország, 37. évf. 80. szám, 1930. április 8., https://adtplus.arcanum.hu/hu/view/Magyarorszag_1930_04/?query=Rettenetesen%20csod%C3%A1lkozik&pg=95&layout=s

Magyarország, XXXVII. 37. évf. 82. szám, 1930. április 10.

https://adtplus.arcanum.hu/hu/view/Magyarorszag_1930_04/?query=Mih%C3%A1ly%20D%C3%A9nes&pg=125&layout=s

Ein Rückblick auf 50 Jahre Fernsehen, Deutsches Fernsehmuseum (1) professionell. http://www.fernsehmuseum.info/1929-1979-50-jahre.html

Beschreibung und Quelle der Bilder

  1. der Telehor-Sender – Postmuseum
  2. der Telehor-Empfänger – Postmuseum
  3. Baird, Schöffer, Mihály, Leithauser, 1929 – Postmuseum

Verweise

  1. Dr. Nyári Boldizsárné Mihály Edith: Mihály Dénes emlékezete, Maschinengeschriebenes Heft. Postmuseum, Inventarnummer: D21-2019.1.142.1., 10.
  2. Variety No: 57962. Elektronisch verfügbare Datenbank auf der Website des Nationalen Amtes für geistiges Eigentum (nachstehend: NIPO). https://www.sztnh.gov.hu/hu/magyar-feltalalok-es-talalmanyaik/mihaly-denes (letzter Zugriff: 12. Marsch 2022)
  3. Mihály Dénes: Az automobil, teherautó, motorkerékpár. Szerkezete, kezelése, vezetése, gyakorlati tanácsok, hatósági rendeletek, soffőrvizsgálat stb, 4. bővített kiadás, 1926.
  4. Tihanyi Attila: Mihály Dénes munkássága, http://users.itk.ppke.hu/~tihanyia/bevezet/Mihaly%20Denes.pdf. (letzter Zugriff: 12. Marsch 2022)
  5. dr. Horváth Cirill (szerk.): A budapeti VIII. kerületi községi főreáliskola negyvenedik évi értesítője. 1911-1912., Budapest, Budapet Székesfőváros Házinyomdája, 1912, https://library.hungaricana.hu/hu/view/Budapest_B702_8kerForeal_B742_1911/?query=%22Mih%C3%A1ly%2BD%C3%A9nes%22&pg=77&layout=s (letzter Zugriff: 29. Juli 2020)
  6. Nyári: Mihály Dénes emlékezete, 17–18.
  7. SZTNH-Registrierungsnummer: 73301.
  8. SZTNH-Registrierungsnummer: 78072.
  9. SZTNH-Registrierungsnummer: 78074.
  10. Nemeskürty István: A hangosfilm magyar feltalálója, Budapest, Magvető Kiadó, 1986, 577.
  11. SZTNH-Registrierungsnummer: 79584.
  12. Nemeskürty: A hangosfilm magyar feltalálója, 576.
  13. SZTNH-Registrierungsnummer: 80511.
  14. SZTNH-Registrierungsnummer: 82046.
  15. Nyári: Mihály Dénes emlékezete, 16–17.
  16. Bödők, Zsigmond: Magyar feltalálók a távközlés történetében, Dunaszerdahely, Nap Kiadó, 2005, 38.
  17. Prágai Magyar Hírlap, Vol. VIII., No. 217., 24. September 1929, 6. https://library.hungaricana.hu/hu/view/PragaiMagyarHirlap_1929_09/?query=%22Mih%C3%A1ly%2BD%C3%A9nes%22&pg=265&layout=s (letzter Zugriff: 29. Juli. 2020)
  18. Mihály Dénes: A távolbalátás és készüléke, Budapest, Technikai Újdonságok Kiadása, 1929, http://www.telehor.c3.hu/mihaly/telehor/index.html (letzter Zugriff: 19. Juli 2020)
  19. Dionys von Mihaly: Das elektrische Fernsehen und das Telehor, Berlin, Verlag von M. Krayn, 1923.
  20. Ein Rückblick auf 50 Jahre Fernsehen, Deutsches Fernsehmuseum (1) professionell. http://www.fernsehmuseum.info/1929-1979-50-jahre.html (letzter Zugriff: 20. Marsch 2022)
  21. Nyári: Mihály Dénes emlékezete, 23–24.
  22. Ebd., 26.
  23. Ebd., 48.
  24. Magyarország, Vol. XXXVII., Nr. 82., 10. April 1930 https://adtplus.arcanum.hu/hu/view/Magyarorszag_1930_04/?query=Mih%C3%A1ly%20D%C3%A9nes&pg=125&layout=s (letzter Zugriff: 20. Marsch 2022.)
  25. Reggeli Újság, 7. April 1930, Bd. II Nr. 16, OSZK, Sammlung von Zeitungen und Zeitschriften, Referenz: FM3/5933.
  26. Mihály ist sehr überrascht über die gegen ihn und das Telehor vorgebrachten Einwände”, Magyarország, Vol. XXXVII., Nr. 80., 8. April 1930, 1–2. https://adtplus.arcanum.hu/hu/view/Magyarorszag_1930_04/?query=Rettenetesen%20csod%C3%A1lkozik&pg=95&layout=s (letzter Zugriff: 20. Marsch 2022)
  27. Das Jahr der Veröffentlichung ist eigentlich 1923 – B.P.
  28. Heinz Zemanek: Mihaly, Denes v., in Otto zu Stolberg-Wernigerode: Neue deutsche Biographie, Bd.: 17, Berlin, Melander – Moller, 489–490. https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016335/images/index.html?id=00016335&groesser=&fip=ewqxseayayztseayaewqfsdrwxdsyd&no=5&seite=505 (letzter Zugriff: 20. Marsch 2022)
  29. Registrierungsnummer: GB409609A-1934-05-03 https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/010325749/publication/GB409609A?q=denes%20mihaly (letzter Zugriff: 20. Marsch 2022)
  30. Postmuseum, D.21-2019.1.134.
  31. Anmerkung: Im Gerichtsdokument ist der 13. Februar angegeben, in Edit Mihálys Erinnerung jedoch der 12. Februar. B.P.

Molnár Péter: Terminológiai változások az elektronikus közigazgatás területén

Bevezetés

Elektronikus közigazgatás, elektronikus kormányzás, elektronikus ügyintézés. Valamennyi fogalmat rendszeresen használjuk, ám jelentésük meghatározása korántsem egyszerű feladat. Egyrészt mindenképpen tekintettel kell lennünk a nyelvi korlátokra.[1] Az olyan, írásom tárgyát képező, alapvetően angol nyelvű kifejezések, mint az e-government, e-governance vagy az e-administration egyszerű magyar tükörfordításai az eredetiektől többé-kevésbé eltérő jelentéstartalommal bírnak, köszönhetően a különböző jogrendszerek sajátosságainak. Másrészről az elektronikus közigazgatás értelmezési tartománya folyamatosan változik, abba napjainkra eljárásjogi szempontból a szűken vett közigazgatási hatósági eljáráson túl minden olyan eljárásjogi rendelkezés beletartozhat, amelyben megjelenik a fejlett technológia alkalmazása abból a célból, hogy az érintettek által teljesítendő eljárási cselekmény elvégzése hatékonyabb legyen.[2]

Rövid tanulmányomban kísérletet teszek egy fogalmi áttekintésre, külön kitérve a legújabb terminológia változásokra.

Az elektronikus közigazgatástól az elektronikus ügyintézés fogalmáig

A „government” fogalma az Egyesült Államokban a közhatalmi szervek egészét átfogja, magyarul tehát leginkább a közigazgatás kifejezésnek feleltethető meg.[3]

Az elektronikus közigazgatás (e-government) egyik legrégibb és talán legtöbbször hivatkozott definícióját az OECD alkotta meg 2003-ban.[4] Eszerint elektronikus közigazgatás alatt az információs és kommunikációs technológiák, valamint részben az internet felhasználását értjük a jobb kormányzás érdekében.

Az ENSZ mindössze egy évvel korábbi, 2002-ben publikált nemzetközi összehasonlító e-közigazgatási jelentésében az elektronikus közigazgatás körébe sorolt minden olyan infokommunikációs eszközt, platformot és alkalmazást, amelyeket a közigazgatás használ.[5] A dokumentum alapvető érdeme, hogy elhatárolja az e-közigazgatást az e-kormányzástól és az e-ügyintézéstől. A szűken értelmezett e-government körébe a jelentés az alábbi tevékenységeket sorolta: (1) politikai koordináció, a szolgáltatások online elérésének biztosítása; (2) polgárközpontú programok fejlesztése; (3) az állampolgári részvétel ösztönzése; (4) az online szolgáltatások tökéletesítése, az eredményesség, hatékonyság mérése; (5) a portálok, vizsgálata, értékelése.[6]

A Világbank meghatározása[7] szerint az elektronikus közigazgatás lényege, hogy a közigazgatási szervek olyan információs technológiákat használnak, amelyek képesek átalakítani a kormányzatnak polgárokkal és vállalkozásokkal fenntartott, valamint az egyes közigazgatási szervek egymás közötti kapcsolatait.

Általánosságban kijelenthetjük, hogy az elektronikus közigazgatás kezelhető egyfajta gyűjtőfogalomként, amely az új technológiáknak a közigazgatás keretein belül felhasználására fókuszál. Másként fogalmazva: e-közigazgatás alatt a közigazgatási tevékenységek és az infokommunikációs eszközök és technológiák közötti kölcsönhatását érthetjük.[8]

Az angolszász „governance” fogalmát leginkább a kormányzás kifejezésnek feleltethetjük meg. Az ENSZ értelmezésében[9] a kormányzás nem feltétlenül egy közjogi értelemben vett kormányzat tevékenységét takarja, ehelyett inkább egy folyamatot kell érteni alatta. Alapvető célkitűzése, hogy a leginnovatívabb információs kommunikációs technológiák alkalmazásával nyújtson az állampolgárok számára továbbfejlesztett szolgáltatásokat, adjon át megbízhatóbb információkat, szélesebb körű ismereteket, valamint olyan tudást, amelyeken keresztül könnyebbé válik a kormányzási folyamatokhoz való hozzáférés és szélesedik az állampolgári részvétel.

Az elektronikus kormányzás tehát az elektronikus közigazgatással szemben nem eszköz- hanem tevékenységközpontú.

Az elektronikus ügyintézés (e-administration) meghatározása során sajátos problémába ütközhetünk, ugyanis a kifejezés nyelvtani értelmezéséből nem következik feltétlenül az, hogy a jelenség kizárólag a közigazgatás vonatkozásában értelmezhető. Elektronikus ügyintézés vajon az online banki szolgáltatások igénybevétele vagy az internetes vásárlás is?

Egyes szerzők az elektronikus ügyintézést a papírmentes iroda, mint ideális állapot elérését célzó eszközrendszernek tekintik. Egy széles körben alkalmazott meghatározás szerint az elektronikus ügyintézés egy olyan mechanizmusra utal, amely a hagyományos irodai papíralapú folyamatokat elektronikus folyamatokká alakítja, azaz voltaképpen olyan IKT-eszközöket értünk alatta, amelyek célja a különféle szervezetek hatékonyságának és teljesítményének javítása.[10]

Nem vagyunk egyszerű helyzetben akkor sem, ha jogi definíciót keresünk. Az elektronikus ügyintézés fogalmát jelenleg egyetlen hazai jogszabály sem határozza meg, az az elektronikus ügyintézés és a bizalmi szolgáltatások általános szabályairól szóló 2015. évi CCXXII. törvény indokolása kifejezetten rögzíti, hogy a szakirodalom mindmáig adós egy konszenzusos definícióval. Mindezek ellenére a közigazgatási hatósági eljárás és szolgáltatás általános szabályairól szóló 2004. évi CXL. törvény 2016. december 31. napjáig hatályos szövege tartalmazott egy meghatározást: azokat az eljárási cselekményeket sorolta az elektronikus ügyintézés körébe, amelyek során az ügyfél vagy az ügyintézést biztosító szerv elektronikus nyilatkozatot tesz, vagy az ügyintézést biztosító szerv az ügyfél vagy más ügyintézést biztosító szerv nem elektronikus nyilatkozatát elektronikus nyilatkozattá alakítja át és azt az eljárás során felhasználja.[11]

Talán nem tévedünk nagyot, ha közigazgatási tárgyú kutatásaink során az elektronikus ügyintézés lényegét a hatóság és az ügyfél közötti sajátos, papírmentes vagy digitális formában megvalósuló, jellemzően joghatás kiváltására irányuló konkrét interakcióként ragadjuk meg. Mindazonáltal alá kell húznunk, hogy az elektronikus ügyintézésnek létezik egy másik, a szervezet belső folyamataira koncentráló értelmezése is. Eszerint az e-ügyintézés jelöli azt a folyamatot, amikor az egyes szervezeteken belül zajló papíralapú ügyintézés (pl.: építésügy) elektronikussá válik.[12]

Az elektronikus közigazgatástól a digitális közigazgatásig

A 2010-es évek derekától sajátos jelenségnek lehettünk tanúi. A szakirodalomban az „electronic” előtagot egyre inkább a már korábban kialakult, de kevésbé hangsúlyos „digital” kifejezés váltotta fel, így beszélhetünk elektronikus közigazgatás vagy elektronikus kormányzás helyett újabban gyakorta digitális közigazgatásról (digital government vagy d-government) vagy digitális kormányzásról (digital governance vagy d-governance).

E ponton felmerül a kérdés, hogy azonosíthatunk-e bármilyen különbséget a két különböző előtag által meghatározott fogalmak között. A felszínen a fogalmak azonosnak tűnnek, azokat régebben többen is szinonimként használták[13], míg mások – különösen az utóbbi időben – minőségileg is mást, többet értenek a digital government, illetve a digital governance alatt.

Az elektronikus közigazgatás fentebb említett, talán legszélesebb körben alkalmazott definícióját kialakító OECD 2014-ben adta ki ajánlását a digitális közigazgatási stratégiákról[14] A dokumentumban egyértelműen rögzítésre kerül, hogy az e-government és a digital government egymás mellett párhuzamosan létező és értelmezhető fogalmak. A digitális közigazgatás a digitális technológiáknak a kormányzati modernizációs stratégiák integrált részeként történő alkalmazását jelenti közösségi érték generálása céljából. [15]

Az OECD az ajánlásban olyan kormányzati digitális közigazgatási stratégiák kifejlesztését és adaptálását szorgalmazza, amelyek az alábbi főbb célokat szolgálják: (1) a kormányzati folyamatok és műveletek nyitottságának és nagyobb átláthatóságának, elszámoltathatóságának biztosítása; (2) a digitális megosztottság és a digitális kirekesztés mérséklése; a közszféra, a magánszféra és a civil társadalom érdekeltjeinek bevonása a politikai döntéshozatalba, a tervezésbe és a végrehajtásba, illetve részvételük ösztönzése; (3) adatközpontú kultúra létrehozása az állami szektorban, valamint az ehhez szükséges keretrendszerek kidolgozása, továbbá az erre vonatkozó adatfelhasználási kockázatok kezelése; (4) megfelelő biztonsági intézkedések kidolgozása a szolgáltatásokkal kapcsolatos bizalom növelése érdekében; (5) a digitális technológiák következetes használata a szakpolitikai területeken és kormányzati szinteken; (6) digitális stratégiák, valamint hatékony szervezeti és irányítási keretek létrehozása a digitális stratégia végrehajtása érdekében; (7) az általános és ágazatspecifikus jogi és szabályozási keretek kialakítása és rendszeres felülvizsgálata a digitális működés érdekében.[16]

Összevetve a fentieket tapasztalhatjuk, hogy a digitális közigazgatás az elektronikus közigazgatáshoz hasonlóan szintén a modern technológiák kormányzati alkalmazásából indul ki, célja valamilyen érték teremtése, ám a digitális megoldásokra alapvetően már a kormányzati stratégiák integráns részeként tekint.

Összefoglalás

Rövid tanulmányomban azonosítottam az elektronikus közigazgatás, elektronikus kormányzás és elektronikus ügyintézés fogalmát, felhívtam a figyelmet az értelmezési nehézségekre, egyben bemutattam azon szempontokat, amelyek alapján a fenti alapfogalmak elhatárolhatóak egymástól. Fontosnak tartottam hangsúlyozni a digitális közigazgatás terminus térnyerését és az elektronikus közigazgatástól való eltéréseit. Tettem mindezt abból a célból, hogy segítsem a hasonló tárgykörben kutatásokat folytató sorstársaim eligazodását a terminológiai labirintusban.

Bibliográfia

Chen, Yu-Che: E-Government for Current and Future Senior Citizens, in Christopher G. Reddick (ed.): Handbook of Research on Strategies for Local E-Government Adoption and Implementation: Comparative Studies, Hershey, Information Science Reference, 2009.

Csáki Gyula: Az elektronikus közigazgatás tartalma és gyakorlatának egyes kérdései, Budapest, HVG-ORAC, 2010.

Csáki-Hatalovics Gyula Balázs: Új trendek Európában az elektronikus közigazgatás területén, Glossa Iuridica, IV. évf., 2017/3–4.

Csáki-Hatalovics Gyula Balázs: A digitális közigazgatás, Miskolci Jogi Szemle, XVI. évf., 2021/1. különszám

Khorow-Pour, Mehdi (ed.): Encyclopedia of Information Science and Technology, Third Edition, Hershey, IGI Global, 2015.

OECD: Recommendation of the Council on Digital Government Strategies, OECD, 2014.

OECD: The E-government imperative, OECD E-Government Studies, Paris, OECD, 2003.

Osborne, D. – Gaebler, T.: Új utak a közigazgatásban. Vállalkozói szellem a közösségi szektorban. Budapest, Kossuth Kiadó, 1994.

The World Bank: E-government, IBRD-IDA, 2015.

United Nations: Benchmarking E-government: A Global Perspective, New York, United Nations – DPEPA, 2002.

Zsom Brigitta: Az elektronikus közigazgatás és a területi kutatások kapcsolatáról, Tér és Társadalom, XXVIII. évf., 2014/3.

Hivatkozások

  1. Csáki Gyula: Az elektronikus közigazgatás tartalma és gyakorlatának egyes kérdései, Budapest, HVG-ORAC, 2010, 109-110.
  2. Csáki-Hatalovics Gyula Balázs: Új trendek Európában az elektronikus közigazgatás területén, Glossa Iuridica, IV. évf., 2017/3–4, 73–74.
  3. D. Osborne – T. Gaebler: Új utak a közigazgatásban. Vállalkozói szellem a közösségi szektorban. Budapest, Kossuth Kiadó, 1994.
  4. OECD: The E-government imperative, OECD E-Government Studies, Paris, OECD, 2003, 22.
  5. United Nations: Benchmarking E-government: A Global Perspective, New York, United Nations – DPEPA, 2002, 1.
  6. United Nations: Benchmarking E-government, 54.
  7. The World Bank: E-government, IBRD-IDA, 2015. https://www.worldbank.org/en/topic/digitaldevelopment/brief/e-government (Letöltés: 2022. március 30.)
  8. Csáki-Hatalovics Gyula Balázs: A digitális közigazgatás, Miskolci Jogi Szemle, XVI. évf.., 2021/1. különszám, 56.
  9. United Nations: Benchmarking E-government, 53–54.o.
  10. Mehdi Khorow-Pour (ed.): Encyclopedia of Information Science and Technology, Third Edition, Hershey, IGI Global, 2015. 5301.
  11. A törvény 172.§ a) pontja
  12. Zsom Brigitta: Az elektronikus közigazgatás és a területi kutatások kapcsolatáról, Tér és Társadalom, XXVIII. évf., 2014/3, 21.
  13. Ld. pl. Yu-Che Chen: E-Government for Current and Future Senior Citizens, in Christopher G. Reddick (ed.): Handbook of Research on Strategies for Local E-Government Adoption and Implementation: Comparative Studies, Hershey, Information Science Reference, 2009.
  14. OECD: Recommendation of the Council on Digital Government Strategies, OECD, 2014, https://www.oecd.org/gov/digital-government/Recommendation-digital-government-strategies.pdf (Letöltés: 2022. március 30.)
  15. OECD: Recommendation, 6.
  16. Uo., 6-8.